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Studentin verhindert Abschiebung: ihre „zweite Familie” darf bleiben

Die ukrainische Flüchtlingsfamilie Nykonchuk darf vorerst in Bayern bleiben – über 70.000 Menschen setzen sich für sie ein und änderten ihr Schicksal. Was war passiert?

Im Mai 2015 kommt eine junge Familie aus dem ukrainischen Kriegsgebiet um Donezk in der Ukraine in die kleine, ländliche Gemeinde Rauhenebrach in Unterfranken. Die Masterstudentin der internationalen Wirtschaft Lena Schuster stammt aus Rauhenebrach und arbeitet ehrenamtlich als Deutschlehrerin für Flüchtlinge. Sie nimmt sich der Familie an: Sie bringt ihnen Deutsch bei, kommt häufiger abends vorbei zum gemeinsamen Kochen, möchte ihren Beitrag leisten, damit die Integration der Familie gelingen kann.

Idyllisch: Untersteinbach in Unterfranken  Idyllisch: Untersteinbach in Unterfranken

Masterstudentin arbeitet ehrenamtlich als Deutschlehrerin für Flüchtlinge

Plötzlich heißt es, die Familie solle nach Spanien abgeschoben werden. Dies würde für die Familie Nykonchuk ein Leben zerstören, das sich für sie so hoffnungsvoll entwickelt hatte: Der Vater ist bereits für eine deutsche Baufirma tätig, die Mutter hat als Grafikdesignerin wichtige Qualifikationen für den Arbeitsmarkt. Auch die Töchter werden besser und besser in der Schule und finden neue Freunde.

“Ich betreue viele Flüchtlinge, aber mein Herz ist bei dieser Familie, weil ich von Anfang an ihre Entwicklung gesehen habe.”

Lena Schuster wird aktiv und startet eine Change.org-Petition für Vater Sergej, Mutter Lena und die Töchter Albina (17) und Ella (15). Die Idee kam ihnen beim abendlichen Zusammensitzen in der familiären Küche.

Unterstützung im Dorf und in ganz Deutschland

Lena möchte das Dorf mobilisieren als auch Menschen aus ganz Deutschland auf die Geschichte der Familie hinweisen. In den ersten zwei Tagen zeichnen 100 Menschen. Das Video verbreitet sich rasend schnell – innerhalb weniger Tage zeichnen über 10.000 Menschen.

Lokalzeitungen berichten

Beide Lokalzeitungen Mainpost und In Franken berichten (Die Nykonchuks bekommen die Artikel immer frisch vom Nachbarn).

Das knapp 700-Einwohner Dorf Untersteinbach in der Gemeinde Rauhenebrach steht auf dem Kopf: Die Flüchtlingsfamilie wird bekannter als manch ein Lokalpolitiker und bedankt sich für den ganzen Zuspruch, den sie in hunderten Kommentaren unter der Petition erfährt. Eine Auswahl:

“Ich bin der Meinung, sobald sich jemand in Deutschland seinen Unterhalt selbständig erarbeiten kann sollte er auch ein Recht haben und die Chance bekommen in Frieden leben zu dürfen!!!! Love&Peace”

“Ich unterschreibe weil, ella und albina freunde von mir geworden sind und es schade wäre, sie nicht mehr zu sehen und unsere wöchentlichen bzw. täglichen UNO Spiele nicht mehr zu spielen.”

“Ich bin der Meinung wenn sich Menschen so gut einfügen und eine Gemeinde hinter sich stehen haben, spricht das für diese Familie und auch wenn ich diese nicht kenne, sollten sie eine Chance haben in Deutschland zu leben. Aus diesem Grunde unterschreibe ich.”

Anfang November haben bereits 60.000 Menschen die Kampagne gezeichnet und die Frankfurter Rundschau berichtet über die Hintergründe der Flucht.

Hohe politische Unterstützung

Parallel wirbt Lena unermüdlich vor Ort um Unterstützung. Sergejs Arbeitgeber will nicht auf ihn verzichten – er stellt sich von Anfang an hinter den Helferkreis. Da Sergej durch die Abschiebung nicht mehr arbeiten kann, spenden Nachbarn der Familie, die örtliche Bäckerei sowie viele weitere Dorfbewohner Geld, um der Familie finanziell unter die Arme zu greifen.

Zahlreiche Zeichner melden sich mit weiteren Ideen und Kontakten zu politischen Amtsträgern.

Die meisten empfehlen die CSU-Bundestagsabgeordnete Dorothee Bär als engagiert und verständnisvoll. Daraufhin ruft Lena das Büro von Frau Bär an, erklärt die Situation. Als die Abgeordnete zwei Wochen später einen Brief an das Bundesamt für Migration und Flüchtlinge (BAMF) schreibt, freut sich Lena sehr.

Dann passiert lange nichts. Die Nykonchuks sind unruhig – Bleibefrist über Bleibefrist läuft ab – sie können jederzeit abgeschoben werden. Aus der Ausländerbehörde Landratsamt Haßberge heißt es, der Fall werde bearbeitet. Auch das BAMF hält sich bedeckt, der Anwalt der Nykonchuks rät zur Geduld. Die Familie geht ins evangelische Kirchenasyl.

Ende Mai verdichten sich die Hinweise, dass die Familie bleiben darf. Als der Petitionsausschuss des Bundestages sich für ein Bleiberecht und ein Asylverfahren der Familie in Deutschland entscheidet, fällt allen ein Stein vom Herzen. Keiner hat die Hoffnung aufgegeben und das Kämpfen bis zum Schluss hat sich gelohnt, sagt Lena überglücklich.

Bundestag entscheidet für Bleiberecht und Asylverfahren für die Familie

Am 6. Juni hat die Familie endlich den Bleibebescheid in der Hand.
Wie es ihnen geht, seht Ihr hier:

Weitere Kampagnen, die sich um Abschiebung drehen, findet Ihr hier: www.change.org/abschiebung

Ihr wollt wie Lena Schuster selbst aktiv werden? Dann startet jetzt Eure eigene Kampagne: www.change.org/starten

Written by
Change.org
Juni 7, 2016 7:21 am